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Japanischer Holzschnitt - moku hanga
Verglichen mit der westlichen Technik des Holzschnitts, nach
der mit einer Walze aufgetragene Ölfarbe mit Hilfe einer
Presse auf die Oberfläche des Papiers gedruckt wird, wird nach der japanischen
Technik die mit Pinseln aufgetragene Wasserfarbe mit der Hand
gedruckt, wobei sie tief ins Papier eindringt. Dadurch wirken
Holzschnitte, die mittels dieser Technik gedruckt wurden, äußerst
malerisch und ähneln eher Aquarellen.
Mein Arbeitstisch, Japan 2003
Geschichte
Der Holzschnitt kam vermutlich um das 8. Jahrhundert aus China
nach Japan. Zu dieser Zeit bestand ein intensiver kultureller Austausch zwischen
den beiden Ländern. Stark von China beeinflusst, entstanden um 770 im Auftrag
der Kaiserin Shotoku die buddhistischen Zaubersprüche dharani,
die, in Auflage von einer Million, vermutlich von Holz- oder Metallblöcken
gedruckt wurden. In der Frühzeit wurde der Holzschnitt ausschließlich
in buddhistischen Klöstern praktiziert, wo auf diese Weise
buddhistische Texte und Bilder vervielfältigt wurden. Zu
Beginn des 17. Jahrhunderts entstanden private Druckereien, die mittels der
Technik des Holzschnitts Bücher druckten. Vorübergehend geschah dies
mit beweglichen Lettern. Anfänglich wurden für elitäre Kreise
Luxusausgaben japanischer Klassiker u. ä. gedruckt, später auch unterhaltende
Literatur wie Heldengeschichten und Liebesromane, die sich an ein größeres
Publikum wandten und mehr und mehr illustriert wurden.
Grundlage für die große Blüte des Holzschnitts
waren die politischen und gesellschaftlichen Bedingungen während der Edo-Periode
(1603-1868). Es herrschte, nach jahrhundertlangen Bürgerkriegen, eine Zeit
innenpolitischen – wenn auch restriktiven – Friedens. 1603 hatte
der Fürst Tokugawa Ieyasu eine entscheidende Schlacht
gewonnen und übernahm das Amt des Shogun, welches bis
1868 ausschließlich von Mitgliedern seiner Familie besetzt blieb. Er machte
sein Hauptquartier, das Fischerdorf Edo (heute Tokyo), zur
neuen Hauptstadt, um Abstand zum Kaiserhof in Kyoto zu wahren. Die neue Hauptstadt
wuchs schnell und zog zahlreiche Handwerker und Kaufleute an, so dass eine wohlhabende
Bürgerschicht entstand. In Folge entwickelte sich ein blühendes
kulturelles Leben, auch dadurch, dass den Bürgern von der Regierung
jegliche politische Mitwirkung verwehrt und der Kontakt mit der Welt außerhalb
Japans verboten war. So investierten die wohlhabenden Bürger ihre Energie
in genussvolle Vergnügungen. Sehr beliebt waren das neue Volkstheater kabuki
und der Ringkampf sumo, aber auch Bordellviertel wie das bekannte yoshiwara
mit seinen Prostituierten. Den Geist dieser neuen Zeit drückten die gemalten
oder gedruckten "ukiyo-e" aus, was mit "Bilder
der fließenden Welt" übersetzt werden kann. Der preisgünstige,
reproduzierbare Holzschnitt bot sich als perfektes Ausdrucksmittel dieser bürgerlichen
Kultur an.
Die damaligen Holzschnitte entstanden in Zusammenarbeit
von einem Verleger, der die Herstellung des Drucks organisierte, einem Künstler,
der, oft auf genaue Anweisung des Verlegers, das Motiv entwarf, sowie Schneidern
und Druckern.
Die zunächst schwarz-weißen Holzschnitte
(sumizuri-e) wurden bald von Hand nachkoloriert
(sumizuri-hissai). Die Palette der zur Verfügung stehenden Farben
vergrößerte sich nach und nach, außerdem wurde Metallstaub
verwendet. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde begonnen, von
mehreren Platten zu drucken und die Technik des Schneidens der Passmarken
kento wurde erfunden. Diese Technik ermöglichte das passgenaue
Übereinanderdrucken von mehreren Platten. Der Künstler Harunobu brachte
diese Technik als einer der Ersten zur Vollendung, als er Drucke mit mehr als
20 Platten entwarf. Diese prachtvollen neuen Drucke wurden "Brokatbilder"
genannt (nishiki-e).
Die Bilderthemen der Holzschnitte waren vielfältig.
Anfänglich wurden vor allem Schauspieler und Personen aus Legenden dargestellt,
beispielsweise von den Künstlern der Torii-Schule. Der Künstler Harunobu
schuf viele Holzschnitte mit Szenen aus dem alltäglichen Leben mit subtilen
Darstellungen der Beziehungen der Protagonisten. Utamaro war berühmt für
seine feinen Portraits schöner Frauen. Zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden
auch Landschaft und Tiere Thema von Holzschnitten, geschaffen beispielsweise
von den großen Holzschnittkünstlern Hokusai und Hiroshige.
Abb.: Nachdruck eines Holzschnitts von Harunobu Suzuki (ca.
1768)
Mit der von Amerika erzwungenen Öffnung Japans
im Jahr 1853 begann sich Japan stark an den Ländern des Westens
anzulehnen. Der Shogun wurde abgesetzt und Kaiser Meiji bestieg
1868 den Thron. Ganz im Gegensatz zu vorher, als Ausländerkontakte bei
Todesstrafe verboten waren, war nun die Auseinandersetzung mit dem Westen Pflicht.
So wurden auch westliche Drucktechniken in Japan eingeführt. Der traditionelle
Holzschnitt verlor seine Bedeutung. Die in den Westen exportierten japanischen
Drucke erregten dort allerdings größte Bewunderung und sollten ganze
Kunstströmungen wie den Jugendstil und eine Plakatkunst-Bewegung (z.B.
mit Toulouse-Lautrec), sowie zahlreiche einzelne Künstler wie van Gogh
und Gauguin stark beeinflussen. Umgekehrt ließen sich auch japanische
Künstler, die in Europa studiert hatten, von europäischen Druckgraphikern,
die ihre Platten selbst schnitten und druckten, beeinflussen. Es entstand die
sosaku-hanga-Bewegung ("kreativer
Druck"), deren Künstler den ganzen Arbeitsprozess in die eigenen Hände
nahmen, sowie modernere und zeitgemäßere Bilderwelten entwickelten.
Dem stand die shin-hanga-Bewegung
("neuer Druck") gegenüber, deren Verleger, allen voran der Verleger
Watanabe, unter Beibehaltung der traditionellen Arbeitsteilung Künstler
mit den Entwürfen von Drucken beauftragten, die sich in ihren Motiven an
die traditionellen Bilderwelten anlehnten.
Die heutigen Holzschnittkünstler arbeiten zwischen Anlehnung an den traditionellen
Holzschnitt und zeitgenössischen Umsetzungen.
Technik
Das traditionell verarbeitete Holz des japanischen Holzschnitts
ist die japanische wilde Kirsche.
Abb.: Diese Druckplatte aus Kirschholz wurde vor ca. 70 Jahren
nach einem Motiv Harunobus nachgeschnitten (Druck siehe oben). Die Registrations-marken
kento befinden sich auf der linken Seite der Platte.
Aus dem Besitz von Frau Keiko Kadota, erhalten von dem Meisterdrucker Tadashi
Toda
Geschnitten wird mit verschiedenen Messern,
die wie alle japanische Messer durch das Zusammenschmieden von hartem und weichem
Stahl äußerst scharf geschliffen werden können. Die Außenkanten
der stehenbleibenden Linien und Flächen werden mit dem Linienmesser hangi-to
in der Faust geschnitten. Zum Entfernen der restlichen Flächen werden Hohl-
und Flacheisen verwendet.
Gedruckt wird mit der Hand. Auf den feuchten Block wird Wasserfarbe
sowie seperat eine stärkehaltige Druckpaste gegeben und mit einem Druckpinsel
zu einem gleichmäßigen Film vermischt. Das feuchte Papier wird in
den Passmarken kento angelegt und mit dem Reiber
baren abgerieben.
Abb.: Anlegen des Papiers an den Passmarken und Druck
Literatur
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and Techniques”, New York & Tokyo: Weatherhill, 1983
Fahr-Becker, Gabriele (Hrg.): "Japanische Farbholzschnitte",
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Pietzcker, Eva: "Japanischer Holzschnitt – Die Technik", Verlag
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Schwan, Friedrich B.: "Handbuch Japanischer Holzschnitt
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Statler, Oliver: “Modern Japanese Prints – An Art
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Yoshida Hiroshi: “Japanese Wood-Block Printing”,
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Yoshida Toshi und Rei Yuki: "Japanese Print-Making",
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